aufgemerkt.

Sonntag, 07.11.2021

 

Ornithologie, die

 

Wortart: Substantiv, feminin

Häufigkeit: selten

Betonung: Ornithologie

Worttrennung: Or | ni | tho | lo | gie

Bedeutung: Vogelkunde

 

 

Der Begriff klingt jetzt erstmal natürlich ganz schön hochgestochen. Aber im Grunde ist es wie Spazierengehen für Fortgeschrittene: neben dem einfachen Durch-die-Gegend-Laufen hält man einfach noch die Augen offen in der Hoffnung den ein oder anderen Vogel zu erspähen und im Optimalfall auch noch identifizieren zu können. Hat man das geschafft, darf man sich freuen.

 

Eigentlich recht simpel, wobei natürlich die Professionalitätsskala nach oben hin offen ist. Fernglas und Bestimmungsbuch gehören zur Grundausrüstung. Soll das Hobby etwas ernster betrieben werden, muss ein Spektiv inklusive Stativs her, um auch weit entfernte Exemplare noch erspähen zu können. Für das Knipsen von Beweisfotos ist auch irgendwann eine anständige Kamera unerlässlich. Wichtig hierbei ist die Brennweite des verwendeten Teleobjektivs. Die Regel ist ganz einfach: je größer, desto besser. Erst wenn man für die Ausrüstung einen eigenen Bollerwagen braucht, weil man es nicht mehr selbst tragen kann, hat man es evtl. doch etwas zu gut gemeint.

Doch all der Schnickschnack hilft einem beim Vogelbeobachten nicht weiter, wenn man eine Sache nicht mitbringt: Aufmerksamkeit. Wer einfach vor sich hin spaziert und nur auf seine eigenen Füße schaut, hat wenig Chancen einen Vogel zu sehen. Erst wenn ich meinen Blick durch die Umgebung schweifen lasse, den Himmel über und die Wiese vor mir mit dem Feldstecher abscanne und zugleich noch meine Ohren nach Vogelrufen und Gezwitscher offenhalte, steigen die Chancen. Aufmerksam sein. Ein Bewusstsein dafür haben, dass mir jederzeit eine seltene Vogelart über den Weg fliegen könnte. Häufig passiert das auch an Orten, wo man nicht damit rechnet: am Himmel über dem Coburger Marktplatz, auf der Wiese neben der Landstraße auf dem Weg zur Arbeit, auf dem Dachgiebel des Nachbarhauses oder am Bach neben der Müllverbrennungsanlage. Zur Wahrheit gehört aber leider auch, dass es keine Erfolgsgarantie gibt. Denn alle Aufmerksamkeit hilft nicht, wenn schlicht kein Vogel da ist. An manchen Tagen ist es dann auch noch kalt und es regnet einen ein – tja, dann ist es einfach sch**** gelaufen, aber zumindest war man an der frischen Luft.

 

Und siehe, der HERR ging vorüber. Und ein großer, starker Wind, der die Berge zerriss und die Felsen zerbrach, kam vor dem HERRN her; der HERR aber war nicht im Winde. Nach dem Wind aber kam ein Erdbeben; aber der HERR war nicht im Erdbeben. Und nach dem Erdbeben kam ein Feuer; aber der HERR war nicht im Feuer. Und nach dem Feuer kam ein stilles, sanftes Sausen.

1. Könige 19, 11-12

 

Gott möchte uns begegnen. Weil er uns liebt und an unserem Leben teilhaben möchte. Doch wie und wo er in unser Leben eingreift, ist im Voraus meist nicht klar. Beim Shoppen am Coburger Marktplatz? An meinem Arbeitsplatz? Beim Gespräch mit dem Nachbarn? Beim Müll-Rausbringen? Es lohnt sich aufmerksam zu sein, mit Gott immer und überall zu rechnen. Es ist quasi wie mit dem seltenen Vogel. Er könnte heute noch an mir „vorbeisausen“. Vielleicht ja ein Schwarzschnabel-Sturmtaucher (Puffinus puffinus). Und es wäre ja wohl wirklich schade, wenn ich den bei seiner nächsten Anwesenheit im Coburger Land verpassen würde…

 

Franz