Station 3
Jesus wäscht füße und segnet
Langsam werden Jesus, seine Begleiter und unser Esel in der Ferne kleiner. Da spüre ich die warme Hand meines Onkels auf meiner Schulter. „Komm, Joram, wir müssen weiter! Pack mit an, die Kiste mit dem Öl müssen jetzt wir beide tragen“, sagt er und lächelt mir zu. Es scheint ihm überhaupt nichts auszumachen.
Wie versprochen erzählt mir mein Onkel auf dem Weg zu seinem Haus, was er von Jesus weiß. Er hat schon einiges von Jesus gehört, denn auf dem Markt in Jerusalem trifft mein Onkel viele Menschen, die ihm allerlei berichten. „Jesus muss ein ganz besonderer Mensch sein“, sagt mein Onkel. Er erzählt davon, dass Jesus Kranke gesund und Hungrige satt machen kann. Und dass er das Leben von Menschen verändert, weil er ihnen davon erzählt, dass Gott wie ein guter Vater ist, der jeden Menschen liebt und ihm vergibt, wenn er etwas falsch gemacht hat. Und dass Gottes Reich ganz nahe und sogar schon mitten unter uns ist.
Die Augen meines Onkels leuchten, als er mir davon erzählt. Da fallen mir die Geschichten ein, die meine Mutter uns abends manchmal erzählt. „Glaubst du, Jesus ist der Messias, auf den unser Volk schon so lange wartet?“, frage ich aufgeregt. Mein Onkel lächelt und sagt: „Ich hoffe es! Und wie du vorhin an den vielen Menschen gesehen hast, nicht nur ich.“
In Gedanken versunken merke gar nicht, dass wir schon fast am Haus meines Onkels angekommen sind. Und dann traue ich meinen Augen kaum: vor dem Haus steht unser Esel! Mit einer Schüssel Wasser kommt meine Tante aus dem Haus. „Da seid ihr ja!“, sagt sie freudig und schließt uns in die Arme. Dann stellt sie dem durstigen Esel das Wasser hin. „Ihr werdet es nicht glauben! Ratet mal, wer im Nachbarhaus zu Gast ist? Jesus und seine Jünger!“
Meine Tante weiß noch mehr zu berichten: „Als Jesus und seine Jünger nach ihrer langen Reise hier angekommen sind, hat er sich von seiner Gastwirtin erstmal Wasser bringen lassen. Und dann hat er angefangen, seinen Begleitern die Füße zu waschen!“. „Moment mal“, unterbricht mein Onkel sie, „Jesus hat seinen Jüngern die Füße gewaschen?“ Ich weiß, warum mein Onkel sich wundert. Eigentlich müsste es andersherum sein: statt seinen Jüngern die Füße zu waschen, hätte einer seiner Jünger ihm die Füße waschen müssen. Schließlich sind sie nur seine Begleiter und er ist ihr Anführer – und vielleicht sogar der Messias, den Gott uns schickt.
„Als Jesus ihnen die Füße gewaschen hat, hat er gesagt, dass wir Menschen einander dienen und füreinander da sein sollen, so, wie er immer für uns da ist“, erklärt meine Tante. „Aber jetzt kommt ins Haus. Ihr seid sicher hungrig von dem weiten Weg.“
Abends bringe ich dem Esel eine Schüssel mit Hafer. Als ich gerade wieder reingehen will, tritt Jesus aus dem Nachbarhaus. Er schaut mich an und lächelt. Schüchtern lächle ich zurück. „Wie heißt du?“, fragt Jesus mich. „Joram“, antworte ich und fast versagt mir die Stimme. „Komm her, Joram.“ Ich trete zu Jesus. Er legt mir seine Hände auf den Kopf. „Du bist ein Kind Gottes, Joram. Gott segne und behüte dich.“